Grußwort gehalten am 12. November 2004 anlässlich der Feier
„40 Jahre Gesellschaft für Pädagogik und Information“
Dr. Uwe Haass,
Direktor des FWU
Meine Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Lassen Sie mich – nach meinen beiden stark von der Kybernetik geprägten Vorrednern – mit einer persönlichen Erklärung beginnen: ich wäre beinahe auch einer geworden. Norbert Wiener hatte mich mit seinem Buch „Mathematik – Mein Leben“ fasziniert, im Studium der Elektrotechnik und Systemtheorie glaubte ich eine Zeit lang nur noch an „kybernetische“ Modelle. Bis mir mein Professor dann auch ein kybernetisches Modell für das menschliche Bewusstsein vorlegte – das lädierte meine Begeisterung für die Kybernetik damals erheblich.
Ich bin aber der Auffassung, dass die Kybernetik wesentliche Gedanken der Künstlichen Intelligenz vorweg genommen hat. Hätte es nicht zwischen diesen beiden „Schulen“ eine Lücke von 15 Jahren gegeben, wir hätten das „Rad nicht noch einmal erfinden“ müssen.
Auch ich möchte Ihnen, dem Verein, dem Vorstand und den Mitarbeitern der GPI im Namen des FWU zum 40jährigen Jubiläum die herzlichsten Glückwünsche überbringen.
Viel wird über die Schule von heute lamentiert. Es scheint sich zu bewahrheiten, dass für die Nachrichten immer nur schlechte Nachrichten gut sind.
Dass Schule aber bereits auf dem Wege in die Zukunft ist, ist nicht zuletzt ein Verdienst der immerhin privatrechtlichen Gesellschaft für Pädagogik und Information. Sie haben sich unablässig um die Verbesserung der Qualität unseres Bildungswesens verdient gemacht hat.
Das FWU produziert seit über 50 Jahren Medien zur Unterstützung des Lernens und Lehrens. Wir sind nicht nur Mitglied in der GPI, sondern ein natürlicher und auch aktiver Partner bei den Bemühungen dieser Gesellschaft,
- die Nutzung von Medien und
- das Bewusstsein für Qualität bei Bildungsmedien zu fördern.
Wenn Pädagogik als eine Wissenschaft interpretiert werden kann, Erkenntnisprozesse zu gestalten, dann sind Medien im wahrsten Sinne des Wortes „Mittler“ – oder „Vermittler“ in diesem Prozess.
Gemeinsam können wir – GPI und FWU – zeigen, welche Bedeutung Medien für einen modernen Unterricht haben.
Bis vor kurzem galt noch der Grad der Ausstattung bzw. die Zahl der Anschlüsse an das Internet als Maßstab kultuspolitischer Erfolge.
Umso erstaunter ist der Zeitgenosse, dass in den bildungspolitischen Zielen der Kultusministerien zwar von Bildungsstandards und der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund die Rede ist, aber der Begriff „Medien“ überhaupt nicht mehr auftaucht.
Manche Entscheidungsträger haben geglaubt, dass mit der Einführung des Computers in der Schule die Medien aus dem Internet kommen – und zwar umsonst.
Jetzt klagen Lehrer, dass die Internet-Steckdose nichts Vernünftiges bietet.
Die Produktion hochwertiger Bildungsmedien ist sehr kostenintensiv und irgendwie müssen die Produzenten – auch das FWU – sich refinanzieren können.
Daher bitten wir auch um Nachsicht, wenn wir bei der Novellierung des Urheberrechts eine bestimmte Position zum Schutz des Urhebers einnehmen. Eine Aufhebung des Urheberrechtes im Schulbereich würde dazu führen, dass es in kürzester Zeit keine Anbieter von qualitativ hochwertigen Bildungsmedien mehr geben würde.
Diese Diskussion soll aber nicht verdecken, dass wir an wichtigen Themen der Zukunft gemeinsam arbeiten müssen:
- an der elektronischen Distribution von Bildungsmedien: die Qualität der Verfügbarkeit von Medien ist ein Teil der Bildungsqualität;
- an der Zusammenarbeit von Wissenschaft, Schule, Kultur, Rundfunk und Fernsehen
- an der Entwicklung technischer und bibliografischer Standards
- an der Entwicklung der Didaktik
- an der Lehrerbildung
- und ganz besonders an der Herausstellung der Bedeutung von Medien für das Lernen und Lehren.
Ich freue mich, heute hier sein zu können, um Ihnen und dem Verein auch für die nächsten 40 Jahre die Partnerschaft anzubieten, die uns alle fit macht für die Aufgaben, die wir gemeinsam in Zukunft zu lösen haben.